Ein schokoladiges Zeugnis aus vergangenen Zeiten
22. Juli 2015
Dass Kakao schon zu früheren Zeiten beliebt war, beweisen archäologische Grabungen in Mexiko … und Aschaffenburg! So entdeckte ein Bonner Archäologenteam 2012 in der Mayaregion im Grab eines Prinzen einen verzierten Kakaobecher. Ähnlich den Grabungen in Mexiko trat bei den archäologischen Bodenuntersuchungen zum Bau des Christian Schad Museums in Aschaffenburg ein ähnliches Fundstück zu Tage, das jedoch in die jüngere Zeit verweist: ein Trinkpäckchen mit „Aschaffenburger Kakaotrunk“ von der ehemaligen „Molkereigesellschaft Aschaffenburg“.
Der Fund zeigt einmal mehr, wie der Tätigkeitsbereich der Archäologie nicht nur das Leben in grauen Vorzeiten, sondern auch unsere unmittelbare Vergangenheit berührt. Vielleicht handelt es sich beim „Aschaffenburger Kakaotrunk“ sogar um das Lieblingsgetränk von Eltern oder Großeltern?
Im Trinkwürfel, der einen viertel Liter des Kakaotrunks enthielt, steckt sogar noch der Strohhalm. Auf dem weißen Karton sind braune Rauten aufgedruckt und insgesamt bewegt sich die farbliche Gestaltung im bräunlich-gelben Farbraum.
Doch wie alt ist dieses Objekt? Vermutlich stammt es aus den 1980er Jahren. Unter anderem durch die Tatsache, dass beschichtete Getränkekartons dieser Art 1950 von einem schwedischen Hersteller erfunden wurden, lässt darauf schließen, dass der Trinkwürfel erst danach hergestellt werden konnte. Die Postleitzahl des Molkereibetriebs ist zudem vierstellig angegeben. Dieses System wurde von 1962 bis 1993 verwendet. Der Hersteller der Verpackung, PKL Verpackungssysteme, steht außerdem erst seit 1980 im Handelsregister.
Aber wo konnte man den „Aschaffenburger Kakaotrunk“ kaufen? War er beliebt? Diese Fragen kann uns der Fund nicht beantworten. Aber er ist ein Zeugnis – ähnlich wie der Kakaobecher in Mexiko – aus vergangenen Zeiten: denn die Molkereigesellschaft Aschaffenburg existiert seit 2008 nicht mehr.
Zur Autorin
Alexandra Heimberger Ramirez, 18, absolviert zurzeit ein Praktikum bei den Museen der Stadt Aschaffenburg, bevor sie ab Oktober ein Studium beginnen wird.
Titelabbildungen:
Ein archäologischer Fund auf der Baustelle zum Christian Schad Museum: Aschaffenburger Kakaotrunk (Inventar-Nummer: MSA 1391/2015). Fotos: Alexandra Heimberger Ramirez