Kunst in der Klinik
3. September 2018
Unter der Berufsbezeichnung „Diplom-Restauratorin“ verbergen sich vielfältige Aufgaben. Unsere Kollegin Sabine Denecke war deshalb in einer besonderen Mission mit dem Ziel „Ortenau-Klinikum in Offenburg“ unterwegs. Hier berichtet sie davon:
In der Kunsthalle Jesuitenkirche wird im Juni nächsten Jahres zeitgleich mit der Eröffnung des Christian Schad Museums eine Ausstellung des Künstlers Tim Otto Roth zu sehen sein, in der es, wie bei den Schadographien, um Licht und Schatten, um den fließenden Übergang von völliger Transparenz bis zur Lichtundurchlässigkeit, um Greifbares und Un(be)greifbares geht.

Christian Schad, Schadographie 46, 1962, CSSA 779/2010
In dieser Ausstellung wird auch eine kleine Folienfigur in Gestalt einer Tänzerin aus dem Christian-Schad-Archiv eine bedeutende Rolle spielen. Christian Schad hatte die etwa 30 cm große Puppe wie eine Vielzahl weiterer Fundstücke und Artefakte zur Herstellung seiner Schadographien in den 1960er bis 1970er Jahre geschaffen.
Zur Vorbereitung der Ausstellung sollte die Figur aus durchsichtiger Folie mit einem Computertomograph untersucht werden. Es ging dabei natürlich nicht um die Untersuchung des sichtbaren Innenlebens dieser Figur, sondern um die Erstellung eines virtuellen 3D-Modells. Der kunstinteressierte Leiter der Radiologie im Ortenau-Klinikum Offenburg, Prof. Dr. med. Jörg Laubenberger und sein Team waren sofort begeistert von diesem künstlerischen Experiment. Für das Radiologenteam, das darin spezialisiert und routiniert ist, Lungenbläschen oder Knochenbrüche sichtbar zu machen, stellt die durchsichtige Folie ein ungewöhnliches und schwer zu erfassendes Material dar. Der geringe Unterschied zwischen der Dichte des Materials und der Dichte der die Figur umgebenden Luft erforderten einige Probedurchgänge, bis alle Parameter bestmöglich eingestellt waren, um für den Künstler Tim Otto Roth verwertbare Daten und Aufnahmen zu bekommen. Etwas verloren wirkte unsere kleine Figur auf der großen Liege, auf der sonst die Patienten durch das CT-Gerät geschoben werden.
Schon etwas in die Jahre gekommen, zeigt das immer spröder werdende Material erste Alterserscheinungen. Die Gefahr, dass sich Risse in der Folie vergrößern erforderten ein behutsames Handling, eine sachgerechte, dem Objekt angepasste Verpackung und einen erschütterungsfreien Transport.
Elemente aus den Schadographien, darunter eine weitere Figur aus dem Archiv, werden die zukünftigen Besucher des Christian Schad Museums bereits im Außenbereich willkommen heißen: Sie sind Bestandteile der Fassadengestaltung.