Silhouetten aus Alltagsgegenständen
10. August 2016
Stellen Sie sich vor, eine Fülle von Materialien aus Plastikfolie, alten Zeitungspapierausschnitten, Papierschnipseln und Pappschablonen liegt vor Ihnen und daneben die Abbildung einer Schadographie von Christian Schad. Wie hängt das denn zusammen?
Als Praktikantin der Museen der Stadt Aschaffenburg durfte ich für die Vorbereitung des Christian Schad Museums hinter die Kulissen blicken. Dabei beschäftigte ich mich mit den originalerhaltenen Materialen, die er für seine Fotogramme verwendete.

Kopie der Schadographie 170 mit dem originalen Plastikobjekt, das Christian Schad bei der Erstellung 1977 verwendete.
Ein Materialmix aus profanen Gegenständen, die mehr oder weniger transparent sind, legte Schad auf ein lichtempfindliches Fotopapier und belichtete sie anschließend. Je nach Lichtquelle und Belichtungszeit erschienen die Objekte schattenhaft auf einem dunklen Untergrund. Liebevoll verwandelte er Pappstreifen in Jalousien, aus Klarsichtfolie geformte Figuren wurden Meerjungfrauen und ein Klumpen aus Draht und Plastik präsentierte sich als tanzendes Männchen. Einzelne Elemente verwendete er sogar mehrmals in seinen Werken. Der Wandel der Wirkung ist erstaunlich! Schad ließ banale Gebrauchsgegenstände auf eine spielerische Art lebendig werden. In seiner Genfer Zeit etablierte Schad die Fotografien ohne Kamera als Beitrag der dadaistischen Bewegung, die anschließend nach ihm „Schadographien“ benannt wurden. Helen Adkins und Ines Otschik gehen im dritten Band des Werkverzeichnisses wissenschaftlich umfassend auf Schads Fotogramme und ihrer Entstehung ein. Auch im zukünftigen Schad-Museum, welches 2019 seine Tore öffnet, soll dem Besucher einen umfangreichen Einblick auf die fragilen Objekte gegeben werden.
Weitere Informationen zum Werkverzeichnis
Zur Autorin: Katja A. Hock, 22, absolvierte ein Praktikum im Rahmen ihres kunstgeschichtlichen Bachelor-Studiums bei den Museen der Stadt Aschaffenburg.
Titelbild: Klarsichtfolie wird zu einer Meerjungfrau und ein Klumpen aus Draht und Plastik präsentierte sich als tanzendes Männchen. Foto: Anne Kraft, Museen der Stadt Aschaffenburg